Wenn die Einschlafbegleitung zur Zerreißprobe wird
Wie du dein Nervensystem stärkst und gelassen bleibst
Abende voller guter Vorsätze...
Du nimmst dir fest vor, heute ruhig zu bleiben.
Du liest noch ein letztes Buch vor.
Du atmest tief durch.
Dein Kind kuschelt sich an – und steht dann doch wieder auf. Zum dritten, vierten, fünften Mal.
Du spürst, wie du müde wirst. Leer. Gereizt.
Und dann passiert es:
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"Immer dasselbe Theater."
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"Ich habe keine Lust mehr!"
-
"Wenn du jetzt nicht schläfst, gehe ich raus."
Und sofort meldet sich dein schlechtes Gewissen.
Du wolltest doch ruhig bleiben. Liebevoll begleiten.
Was läuft hier schief?
Du bist nicht schuld – dein Nervensystem reagiert
Was hier passiert, ist kein persönliches Versagen. Es ist eine normale körperliche Reaktion.
Dein Nervensystem schlägt Alarm.
Es interpretiert die wiederholte Unterbrechung deines abendlichen „Abschaltens“ als Bedrohung. Dein Körper schaltet automatisch auf Stressmodus: Kampf, Flucht oder Erstarren.
In diesem Zustand fällt es schwer:
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Empathisch zu bleiben
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Geduldig zu reagieren
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Verständnisvoll zuzuhören
Nicht, weil du es nicht willst – sondern weil dein Körper im „Überlebensmodus“ ist.
Und in diesem Zustand helfen keine guten Vorsätze mehr.
Hier hilft nur: echte, verkörperte Sicherheit.
Warum ein beruhigtes Nervensystem so entscheidend ist
Kinder sind feinfühlig. Sie orientieren sich nicht an unseren Worten – sondern an unserem inneren Zustand.
Wenn dein Nervensystem in Alarmbereitschaft ist, spüren Kinder das sofort:
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Deine Stimme klingt angespannter
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Deine Bewegungen sind hektischer
-
Dein Blick wird weniger weich
Kinder können sich nur dann wirklich sicher fühlen und entspannen, wenn wir selbst ruhig und verbunden sind.
Deshalb ist es so wichtig, nicht nur für das Kind, sondern auch für dich selbst, bewusst Wege zu finden, um abends zur Ruhe zu kommen.
Was du tun kannst: Strategien für dein Nervensystem
Hier sind konkrete, einfach umsetzbare Möglichkeiten, wie du dein eigenes Nervensystem beruhigen kannst – sowohl in akuten Momenten als auch vorbeugend:
1. Bewusste Atmung
➡️ Atme länger aus als ein.
Zum Beispiel: 4 Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen.
Langsames Ausatmen signalisiert deinem Nervensystem: „Es ist alles gut.“
2. Erdung durch Körperwahrnehmung
➡️ Spüre deine Füße auf dem Boden.
➡️ Drücke sanft die Fingerspitzen zusammen.
➡️ Lehne dich bewusst gegen eine Wand oder setze dich stabil auf einen Stuhl.
Diese kleinen Signale helfen deinem Körper, sich im Hier und Jetzt sicher zu fühlen.
3. Selbstberührung
➡️ Lege eine Hand sanft auf dein Herz oder deinen Arm.
➡️ Streiche sanft über deinen Unterarm.
Körperkontakt (auch mit dir selbst!) aktiviert das Beruhigungssystem.
4. Innere Bilder nutzen
➡️ Stell dir einen Ort vor, an dem du dich sicher und wohl fühlst:
den Strand, einen Wald, dein Lieblingscafé.
➡️ „Tauche“ innerlich für einen Moment dorthin ab.
Dein Gehirn kann durch Vorstellungskraft echte Entspannung erzeugen.
5. Positive Selbstbotschaften
➡️ Flüstere innerlich:
„Ich bin sicher.“
„Diese Welle geht vorbei.“
„Ich schaffe das.“
Diese Botschaften helfen, den inneren Stress abzubauen und die emotionale Reaktivität zu verringern.
Einschlafbegleitung neu denken: Es geht nicht um Perfektion
Niemand bleibt jeden Abend ruhig. Niemand reagiert immer perfekt.
Und das müssen wir auch nicht.
Kinder brauchen keine perfekten Eltern. Sie brauchen echte Menschen.
Menschen, die sich immer wieder bemühen, sicher, liebevoll und ehrlich präsent zu sein.
Menschen, die sich selbst genauso Mitgefühl schenken wie ihrem Kind.
Wenn du merkst, dass dein Nervensystem Alarm schlägt:
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Erkenne es an, ohne dich zu verurteilen.
-
Atme durch.
-
Gib dir selbst das, was du auch deinem Kind geben möchtest: Sicherheit und Verständnis.
Zusammengefasst:
🧠 Dein beruhigtes Nervensystem ist der Anker für dein Kind.
💛 Deine eigene Sicherheit schenkt deinem Kind Sicherheit.
🌙 Einschlafbegleitung wird leichter, wenn du auch dich selbst liebevoll begleitest.
„Es sind nicht immer die leisen Worte, die ein Kind beruhigen.
Es ist die stille Sicherheit, die wir ausstrahlen.“
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