Wenn Kinder nachts schreien - Was Eltern über Nachtschrecken wissen sollten
Was ist ein Nachtschreck?
Ein Nachtschreck (medizinisch Pavor nocturnus) ist eine Schlafstörung bei Kindern, die meist im Alter zwischen 2 und 6 Jahren auftritt. Es handelt sich um eine sogenannte Parasomnie, also ein ungewöhnliches Verhalten während des Schlafs.
Er tritt typischerweise in der Tiefschlafphase (Non-REM-Schlaf, Stadium 3–4) auf – etwa 60–120 Minuten nach dem Einschlafen.
Wie sieht ein Nachtschreck aus?
Das Kind…
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schreit plötzlich und panisch
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zappelt, tritt, schlägt um sich
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wirkt wach – hat aber oft einen glasigen Blick
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reagiert nicht auf Ansprache
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beruhigt sich nicht sofort
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erinnert sich am nächsten Morgen an nichts
Für Eltern ist das ein Schockmoment. Für das Kind selbst ist es keine bewusste Erfahrung.
Was passiert im Gehirn?
Normalerweise sinkt der Körper im Tiefschlaf in einen Zustand der Ruhe:
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das Bewusstsein wird „runtergefahren“
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Motorik, Emotionen und Sprache sind deaktiviert
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Herz, Atmung, Verdauung werden langsamer
Beim Nachtschreck läuft das jedoch anders:
🧠 Das Gehirn „hängt“ zwischen Schlaf und Wachsein.
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Der Kortex (Denken, Sprache) bleibt im Schlaf.
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Das limbische System (Emotionen, Angst) ist aktiv.
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Der Hirnstamm (Bewegung, Reflexe) feuert los.
Das führt dazu, dass das Kind motorisch reagiert (z. B. schreit, zappelt), aber nicht wach und nicht ansprechbar ist.
Was löst das aus?
Nachtschrecken sind nicht gefährlich, aber sie können ausgelöst werden durch:
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Übermüdung
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Unregelmäßige Schlafzeiten
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Stress oder aufregende Tage
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Krankheit oder Fieber
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emotionale Belastung
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genetische Veranlagung (oft hatten Eltern ähnliches)
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Reifungsprozesse im Gehirn
Was passiert im Körper?
Das „Alarmzentrum“ (Amygdala) wird aktiviert – obwohl es keine echte Bedrohung gibt.
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Herzfrequenz steigt
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Atmung beschleunigt sich
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Kind schwitzt, zittert, schreit
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Muskelspannung steigt → manchmal klagen Kinder über „Beinschmerzen“ oder „Kribbeln“
All das passiert ohne bewusste Steuerung.
Warum hört es von selbst wieder auf?
Nach kurzer Zeit „schaltet“ das Gehirn wieder um in den Tiefschlaf:
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der Alarm legt sich
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das Kind schläft weiter
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es erinnert sich nicht – denn der Hippocampus (Gedächtniszentrum) war nicht aktiv
Psychosomatisch betrachtet
Nachtschrecken sind oft ein Zeichen für unverarbeitete Spannungen, die sich körperlich entladen, weil das Kind sie noch nicht sprachlich oder emotional ausdrücken kann.
Typische Phasen, in denen das vorkommen kann:
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Kita-Eingewöhnung, Umzug, Trennung
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Autonomiephase, Sprachentwicklung
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Wachstumsschübe im Gehirn
Was kannst du als Elternteil tun?
✔ Nicht wecken!
✔ Bleib ruhig – deine Gelassenheit überträgt sich.
✔ Leise sprechen, Hand auflegen, Nähe geben.
✔ Abwarten – nach einigen Minuten beruhigt sich dein Kind.
✔ Am nächsten Tag nicht darüber sprechen, wenn dein Kind sich nicht erinnert.
Was hilft zur Vorbeugung?
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Feste Schlafzeiten
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Keine Bildschirmzeit oder Action vor dem Einschlafen
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Beruhigende Abendrituale (z. B. Vorlesen, Singen, Kuscheln)
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Schlafumgebung ruhig & sicher gestalten
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Bei häufigem Nachtschreck: Kind 10–15 Minuten vorher kurz wecken, um den Schlafzyklus zu unterbrechen
Wann solltest du zum Arzt?
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Wenn Nachtschrecken mehrmals pro Woche auftreten
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Wenn sich dein Kind dabei verletzt
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Wenn es auch tagsüber auffällige neurologische Symptome zeigt
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Wenn du dir unsicher bist, ob es wirklich ein Nachtschreck ist (z. B. zur Abgrenzung von Epilepsie)
Fazit
Ein Nachtschreck kann dramatisch wirken – ist aber meist harmlos. Dein Kind braucht in dem Moment vor allem: Ruhe, Nähe, Verständnis.
Du kannst nichts „falsch“ machen – und: Du bist nicht allein.
Viele Kinder erleben diese Art von Reaktion – sie ist Teil ihrer Entwicklung. Und auch diese Phase geht vorbei.
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