Eingewöhnung im Kindergarten heißt nicht, gegen den Trennungsschmerz anzukämpfen
Eingewöhnung im Kindergarten: Ein sanfter Übergang statt Kampf gegen den Trennungsschmerz
Liebe Mama, lieber Papa, die Eingewöhnung in die Krippe oder den Kindergarten ist ein bedeutender Schritt – für euer Kind und für euch. Oft bedeutet dies, dass euer Kind das erste Mal von euch getrennt wird. Es ist ganz normal, dass dieser Übergang mit vielen Gefühlen verbunden ist – sowohl auf Seiten eures Kindes als auch bei euch selbst. Aber eine erfolgreiche Eingewöhnung heißt nicht, gegen den Trennungsschmerz anzukämpfen, sondern vielmehr, diesen sensiblen Übergang mit viel Feingefühl und Geduld zu gestalten.
Warum die Eingewöhnung Zeit braucht
Für kleine Kinder ist es entscheidend, dass sie in der Eingewöhnungsphase positive Erfahrungen machen. Es geht darum, Vertrauen in die neue Umgebung und die pädagogische Fachkraft zu fassen, ohne dass dabei Angst, Frustration oder Überforderung aufkommen. Jedes Kind ist einzigartig, und die Eingewöhnung sollte individuell und im Tempo des Kindes erfolgen.
Die Erzieherinnen und Erzieher versuchen, durch spielerische Aktivitäten Kontakt mit eurem Kind aufzunehmen und langsam eine Beziehung aufzubauen. Wenn euer Kind diese Person sympathisch findet und Vertrauen gefasst hat, wird es sich im Laufe der Zeit auch von ihr trösten und beruhigen lassen, wenn ihr nicht da seid.
Woran erkennt ihr, dass euer Kind noch nicht bereit für die Trennung ist?
Euer Kind zeigt ganz klare Signale, wenn es noch nicht bereit für eine Trennung ist. Wenn es stark weint, sich an euch klammert und sich nicht von der pädagogischen Fachkraft beruhigen lässt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Bindung noch nicht stark genug ist. In solchen Fällen ist es wichtig, dass die Trennung noch nicht erzwungen wird. Euer Kind braucht einfach noch mehr Zeit, um die Beziehung zu dieser neuen Bezugsperson zu festigen.
Das Wichtigste bei einer bindungsorientierten Eingewöhnung ist, dass euer Kind eine sichere Bindung zu einer pädagogischen Fachkraft aufbaut. Ihr werdet merken, dass diese Bindung entsteht, wenn euer Kind sich von dieser Person versorgen und beruhigen lässt – vielleicht sogar mit Körperkontakt. Auch das Einschlafen in ihrer Anwesenheit zeigt, dass euer Kind Vertrauen gefasst hat.
Was tun, wenn die Kita eine zu schnelle Trennung fordert?
Manchmal kann es passieren, dass die Kita die Trennung schneller fordert, als es für euer Kind richtig ist. Sätze wie „Es ist normal, dass das Kind weint“ können euch verunsichern, besonders wenn ihr das Gefühl habt, dass euer Kind überfordert ist oder leidet. Natürlich ist ein gewisses Maß an Abschiedsschmerz normal, aber wenn euer Kind sich nicht beruhigen lässt oder stark weint, braucht es schlichtweg noch mehr Zeit.
Hier sind ein paar Tipps, wie ihr damit umgehen könnt:
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Vertraut eurem Bauchgefühl: Ihr kennt euer Kind besser als jeder andere. Wenn ihr das Gefühl habt, dass die Trennung eurem Kind gerade eher schadet, dann ist es wichtig, darauf zu hören. Ihr wisst, wann euer Kind bereit ist, und wenn es noch nicht soweit ist, dann braucht es mehr Zeit – und das ist völlig in Ordnung.
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Offenes Gespräch mit der Kita: Sprecht mit den Erziehern und der Leitung darüber, wie ihr die Situation seht. Erklärt, dass ihr das Verhalten eures Kindes anders wahrnehmt und euch Sorgen macht. Betont, dass euer Kind noch nicht bereit für eine Trennung ist und dass ihr euch wünscht, die Eingewöhnung langsamer anzugehen.
Beispiel: „Ich sehe, dass mein Kind noch stark weint und sich nicht beruhigen lässt. Können wir die Eingewöhnung langsamer gestalten und mehr Zeit einplanen, bis sich eine sichere Bindung aufgebaut hat?“
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Bindungsorientierte Eingewöhnung einfordern: Erklärt, dass eine sichere Bindung das Ziel der Eingewöhnung sein sollte. Wenn euer Kind noch nicht bereit ist, sich von der Fachkraft trösten zu lassen, dann ist die Bindung noch nicht ausreichend gefestigt. Eine zu frühe Trennung kann dazu führen, dass sich euer Kind unsicher fühlt und das Vertrauen in die neue Umgebung erschüttert wird.
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Klare Grenzen setzen: Lasst euch nicht unter Druck setzen. Wenn die Kita auf eine schnelle Trennung drängt, dürft ihr ruhig klare Grenzen setzen. Es ist euer Recht, den Prozess im Tempo eures Kindes zu gestalten.
Beispiel: „Ich verstehe, dass Weinen normal ist, aber ich sehe, dass mein Kind noch überfordert ist. Ich bin nicht bereit, es so schnell zu trennen.“
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Alternativen vorschlagen: Vielleicht könnt ihr vorschlagen, die Trennung in kleineren Schritten anzugehen. Bleibt etwas länger dabei oder trennt euch zunächst nur für kurze Zeit, bis euer Kind sicher genug ist.
Tipp: „Lassen Sie uns die Trennung in kleineren Schritten ausprobieren. Vielleicht können wir die Zeiten langsam verlängern, wenn mein Kind sich wohler fühlt.“
Tipps für euch als Eltern
Die Eingewöhnungszeit ist nicht nur für euer Kind, sondern auch für euch als Eltern herausfordernd. Hier sind einige Tipps, die euch helfen können, diese Phase gut zu überstehen:
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Nehmt euch Pausen: Es ist emotional anstrengend, euer Kind bei dieser Veränderung zu begleiten. Gönnt euch selbst Zeit, um neue Energie zu tanken und euch zu erholen.
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Sprecht über eure Gefühle: Es kann helfen, sich mit anderen Eltern oder Freunden auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ihr seid nicht allein, und es ist völlig normal, dass diese Phase viele Gefühle auslöst.
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Bleibt geduldig: Eingewöhnung ist ein Prozess. Manche Kinder brauchen länger als andere, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Das ist kein Zeichen dafür, dass etwas „falsch“ läuft, sondern einfach die individuelle Art eures Kindes, sich anzupassen.
Fazit: Bindung und Geduld sind der Schlüssel
Die Eingewöhnung in den Kindergarten ist ein wichtiger Übergang, und es ist essenziell, dass euer Kind diese Phase mit positiven Erfahrungen und einer sicheren Bindung durchläuft. Vertraut darauf, dass euer Kind in seinem eigenen Tempo bereit sein wird – und dass Weinen ein natürlicher Teil des Prozesses ist, solange es nicht aus Angst oder Überforderung entsteht. Wenn ihr spürt, dass die Trennung zu früh kommt, steht für euer Kind ein und fordert mehr Zeit ein. Ihr wisst, was das Beste für euer Kind ist.
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