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Wie kannst du dein Kind bei einem Gefühlssturm begleiten? - Frech & Wunderbar - liebevolle und bindungsorientierte Erziehung

Wie du dein Kind bei einem Gefühlssturm begleiten kannst

07. Januar 2025

Gefühlsstürme, die oft als „Trotzanfälle“ bezeichnet werden, sind für viele Eltern herausfordernd. Dein Kind weint, schreit oder wirft sich auf den Boden, und du fragst dich, wie du es beruhigen kannst. Der Schlüssel liegt darin, das Verhalten deines Kindes nicht als absichtlich oder manipulierend zu verstehen, sondern als Ausdruck einer Überforderung seines Nervensystems.

Was passiert im Gehirn deines Kindes während eines Gefühlssturms?

In solchen Momenten ist das Nervensystem deines Kindes völlig überlastet. Es befindet sich im „Alarmmodus“, und das limbische System, insbesondere die Amygdala, übernimmt die Kontrolle.

Die Amygdala ist der Teil des Gehirns, der Gefahren einschätzt und das „Kampf- oder Flucht“-System aktiviert. Dies ist ein archaischer Überlebensmechanismus. In einem Gefühlssturm kann dein Kind nicht rational denken oder auf Anweisungen hören, weil der präfrontale Cortex – der Teil des Gehirns, der für Entscheidungen, Planung und Selbstregulation zuständig ist – in diesem Moment quasi „offline“ ist.

Wenn du dein Kind in dieser Situation anschreist oder forderst, dass es aufhört, verstärkst du ungewollt den Alarmzustand. Das Kind fühlt sich noch unsicherer, und der Gefühlssturm eskaliert weiter.

Warum Schreien und Strafen nicht helfen

Das Schreien oder Strafen eines Kindes während eines Gefühlssturms regt das Stresssystem nur noch mehr an. Es signalisiert dem Kind, dass es sich in einer gefährlichen Situation befindet, was den Kampf- oder Fluchtmodus weiter aktiviert.

Wichtig ist zu verstehen: Dein Kind kann in diesem Moment nicht anders. Es hat keinen Zugriff auf den „denkenden“ Teil seines Gehirns. Strafen oder Härte führen nicht dazu, dass es lernt, seine Gefühle zu regulieren – im Gegenteil: Es verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit und das Vertrauen in dich als sichere Basis kann beeinträchtigt werden.

Wie du dein Kind unterstützen kannst

Der einzige Weg, dein Kind zu beruhigen, ist, es liebevoll zu begleiten und ihm dabei zu helfen, sein überlastetes Nervensystem zu regulieren. Dieser Prozess wird „Co-Regulation“ genannt.

Hier sind konkrete Schritte, wie du dein Kind unterstützen kannst:

1️⃣ Zeige Verständnis:
Beginne damit, die Gefühle deines Kindes anzuerkennen. Sätze wie:
„Ich sehe, dass du gerade sehr wütend bist“ oder
„Du bist so traurig, weil es nicht geklappt hat“
signalisieren deinem Kind, dass du es verstehst. Das allein kann schon beruhigend wirken.

2️⃣ Gehe auf Augenhöhe:
Knie dich hin oder setze dich zu deinem Kind, sodass ihr euch auf Augenhöhe begegnet. So fühlt sich dein Kind gesehen und nicht von oben herab kontrolliert.

3️⃣ Biete Nähe an:
Wenn dein Kind es zulässt, kannst du es in den Arm nehmen oder einfach da sein. Körperliche Nähe gibt Sicherheit und hilft dem Nervensystem, sich zu beruhigen. Wenn dein Kind keine Umarmung möchte, respektiere das und bleibe einfach ruhig und präsent.

4️⃣ Bleibe ruhig:
Deine eigene Gelassenheit ist entscheidend. Wenn du ruhig bleibst, signalisierst du deinem Kind, dass keine Gefahr besteht. Dein regulierter Zustand hilft seinem Nervensystem, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

5️⃣ Benenne Gefühle:
Hilf deinem Kind, die eigenen Gefühle zu verstehen, indem du sie benennst: „Das macht dich jetzt so wütend, weil du das Spielzeug nicht haben darfst.“ Mit der Zeit lernt dein Kind, seine Emotionen einzuordnen.

Warum Co-Regulation so wichtig ist

Kleine Kinder können ihre Gefühle nicht allein regulieren – dafür ist ihr Gehirn noch nicht reif genug. Sie brauchen die Unterstützung eines Erwachsenen, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Dieser Prozess der Co-Regulation legt den Grundstein dafür, dass Kinder später eigenständig mit Frust, Wut und Enttäuschung umgehen können.

Fazit

Gefühlsstürme sind keine bösen Absichten oder Manipulationen, sondern Ausdruck einer Überforderung des kindlichen Nervensystems. Schreien oder Strafen führen hier nicht weiter. Stattdessen kannst du dein Kind unterstützen, indem du ruhig bleibst, Verständnis zeigst und ihm hilfst, sich wieder zu beruhigen.

Mit deiner liebevollen Begleitung lernt dein Kind nicht nur, seine Gefühle zu verstehen und zu regulieren, sondern baut auch eine starke, vertrauensvolle Bindung zu dir auf. 💛


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